So nutzen Verlage heute schon Künstliche Intelligenz

Anhand von fünf Fragen wollten wir von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern beim Medienhaus/NEXT/ erfahren, wie in ihren Häusern Künstliche Intelligenz genutzt wird. Achtung, Spoiler: Obwohl KI in vielen Bereichen bereits im Einsatz ist, sieht die Mehrheit der Befragten Defizite bei der Schulung. Dabei lohnt es sich, in den gezielten Einsatz von KI zu investieren – wie das Beispiel der FAZ zeigt.

Die Umfrage beim Medienhaus/NEXT/ 2025 belegt: KI ist schon längst Teil des Arbeitsalltags in den Medienhäusern. Mit 70 Prozent setzt die Mehrheit KI sowohl im redaktionellen Umfeld als auch im vertrieblichen Alltag ein. Aber: Bei einem Viertel der Befragten gibt es keine offizielle Richtlinie zur Nutzung von KI! Spannend auch die Rückmeldungen zum Einsatz von KI im Kundenservice, wo nur in gut der Hälfte der Verlage auf die Unterstützung der Künstlichen Intelligenz setzt. Mit 78 Prozent wird hier KI zur automatisierten Bearbeitung genutzt, also zur Analyse oder zur Priorisierung und gezielten Weiterleitung von Kundenbeschwerden. Immerhin 61 Prozent nutzen KI für automatisierte Beantwortung von Kundenanfragen und für Chatbots. Immerhin 56 Prozent nutzen KI-gestützte Analysetools zur Verbesserung der Vertriebsstrategie in der Kundengewinnung.

Die Umfrage zeigt auch: Es gibt erheblichen Nachholbedarf in der Weiterbildung. 63 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass ihr Haus nicht ausreichend geschult ist, um KI-Technologien erfolgreich zu implementieren und effektiv damit zu arbeiten.

Hohe KI-Kompetenz als Schlüssel zum Erfolg

Die FAZ hat diese Herausforderung bereits aktiv angenommen, wie Sina Solveig Söhren, Senior Managerin AI bei der FAZ, beim Medienhaus/NEXT/ berichtete. Neben klassischen Schulungen setzt die Redaktion auf innovative Lernformate: Ein wöchentliches AI-Breakfast sowie ein jährlicher KI-Tag sollen das Wissen und die Akzeptanz für Künstliche Intelligenz innerhalb des Unternehmens fördern.

Dennoch sieht die FAZ auch Risiken beim Einsatz von KI. „Wir wollen eine vertrauenswürdige Quelle bleiben“, betont Söhren. Die Nutzung von KI müsse stets sorgfältig abgewogen werden – ein schmaler Grat zwischen Effizienz und journalistischer Integrität.

Längere Lesezeiten und mehr Audio-Nutzer dank KI

Technisch setzt man bei der FAZ auf die ChatGPT-Alternative Langdock und setzt diese zum Beispiel zum Generieren von Zusammenfassungen ein. Seit September 2023 bietet die FAZ in ihrer Nachrichten-App eine Funktion an, die Abonnenten die wichtigsten Informationen eines Artikels in vier prägnanten Punkten liefert. Diese Zusammenfassungen sind klar als KI-generiert gekennzeichnet, und die Nutzer haben die Möglichkeit, Feedback zu geben oder Fehler zu melden. Die Einführung dieser Funktion führte zu einer signifikanten Steigerung der Leserzahlen: Artikel mit KI-Zusammenfassungen verzeichnen doppelt so viele Zugriffe wie solche ohne.

Bemerkenswert ist auch, dass über 80 Prozent der Nutzer die Zusammenfassungen als hilfreich bewerten, was darauf hindeutet, dass diese Funktion einen echten Mehrwert bietet. Ein weiterer positiver Effekt ist die erhöhte Verweildauer der Leser. Entgegen der Befürchtung, dass Zusammenfassungen die Lesezeit verkürzen könnten, tauchen viele Nutzer dank der kompakten Übersicht tiefer in die Themen ein und verbringen mehr Zeit mit den vollständigen Artikeln oder den Quellen der Zusammenfassungen. Zusätzlich hat die FAZ die Audiofunktion ihrer App durch den Einsatz von KI verbessert, was zu einer höheren Qualität der Vorlesefunktion und einer gesteigerten Nutzung durch die Leser geführt hat.