LIFT WISSEN - Vollversion der Studie von AVS und BTE jetzt verfügbar
Die AVS hat zusammen mit der BTE eine Studie zum Thema "Der Nachhaltigkeitsfonds: Praktische, gästeorientierte und partizipative Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens im Tourismus durch die Konzeption von neuartigen Finanzierungsmethoden unter Einbezug von Gastbeitragssystemen“ erstellt. Die Ergebnisse wurden in einem Onlineseminar präsentiert. Ebenso steht die Studie nun zum Download auf unserer Webseite zur Verfügung.
Die Inhalte der Studie
Untersucht wurde vor allem die Idee eines Fonds für regionale, nachhaltige Tourismusentwicklung.
Die Unterstützung eines nachhaltigen und wirtschaftlich erfolgreichen Qualitätstourismus und die zukunftsfähige Entwicklung des Tourismus unter Berücksichtigung der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (Wirtschaft, Ökologie, Soziales) – auch im Hinblick auf eine stärkere Krisen-Resilienz – sind die Ziele des Nachhaltigkeitsfonds. Der Fonds selbst ist nur das Mittel, um die Entwicklungen zu beschleunigen.
In der Studie wurde u. a. untersucht, ob Gastbeitragssysteme – wie der AVS Meldeschein – als Instrument für eine Mittelgenerierung genutzt werden können. Hierin bestünde eine neue Chance für nachhaltige Destinationsentwicklung und die Stärkung des Tourismus auf Basis einer bestehenden Systematik. So wurden unter anderem verwaltungsrechtliche und technologische Hürden diskutiert und erste Ansätze gefunden, wie diese angegangen werden können.
Im Rahmen des Projektes wurden über 120 Destinationsvertreter*innen zur Umsetzbarkeit des Fonds befragt. Ein klares Ergebnis der Befragung war, dass in Bezug auf die Idee des Nachhaltigkeitsfonds Informationsbedarf besteht.
Online-Präsentation der Ergebnisse
Um die Studie der Zielgruppe näherzubringen, organisierte die AVS zusammen mit der BTE eine Onlinepräsentation der Ergebnisse. Hierzu meldeten sich fast 150 Teilnehmer*innen an und konnten so von den Referierenden aus erster Hand die Ergebnisse erklärt bekommen.
Was ist eigentlich "nachhaltiger Tourismus"?
Nachhaltiger Tourismus umfasst beispielsweise die Umweltressourcen so, dass ökologische Prozesse bestehen und die natürlichen Ressourcen und die biologische Vielfalt geschützt bleiben. Ebenso umfasst nachhaltiger Tourismus die "soziale Dimension" bezogen auf Gemeinwohl und Lebensqualität, aber auch die Authentizität der Gastgeber*innen. Bestehende und gelebte Traditionen und das Kulturerbe sollen beibehalten und ein interkulturelles Verständnis sowie eine Toleranz aufgebaut werden. Demnach ist, abgesehen von den offensichtlichen Faktoren des Klimaschutzes, wie bspw. Mobilität und Energieeffizienz, auch die soziale und kulturelle Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor für Kommunen.
Haben Sie sich als Tourismusorganisation mit dem Thema Nachhaltigkeit bereits tiefergehend beschäftigt?
Auf diese Frage antworteten 72% der Studienteilnehmer*innen mit "Ja". Es lässt sich also folgern, dass Nachhaltigkeit bereits ein wichtiges Thema in der Tourismusbranche ist. In der Teilnehmerbefragung während des Online-Seminars war das Ergebnis noch klarer: 90% tippten auf die Antwort "Ja".
In der Studie selbst wurden darauf aufbauend noch weitere Fragen geklärt. So ist zum Beispiel klar geworden, dass über 3/4 der Destinationen keine klare Strategie für Nachhaltigkeitsprozesse haben, da oftmals Geld und Personal fehlt, um etwas konkret umzusetzen. An diesem Punkt sollte angesetzt werden.
Beinahe 50% der Befragten sehen die Verwaltung des Fonds in einem eigenständigen Projekt oder in der DMO (Destination Management Organisation). Die Beteiligung an Nachhaltigkeitsprojekten von Gastseite ist den DMOs allerdings unklar. Tendenzen in Experteninterviews zeigten jedoch ein deutliches Teilnahmebedürfnis, sofern es für den Gast keinen Mehraufwand beinhaltet und die Verwendung des Geldes öffentlich und einfach zugänglich ist.
Welche Schlüsse lassen sich für die Tourismusbranche zum Thema Nachhaltigkeit ziehen?
Aus allen diesen Ergebnissen lassen sich einige Learnings folgern: Nachhaltigkeit kann im Tourismus operationalisiert und langfristig finanziert werden. Gastbeitragssysteme aber auch Gästekarten bilden zur Abwicklung der Finanzierung eine effiziente, oftmals bestehende Basis. In den Systemen sind jedoch zuerst entsprechende Anpassungen vorzunehmen und verwaltungsrechtliche Aspekte zu berücksichtigen.
Klar geworden ist dank der Studie: Es braucht mehr Nachhaltigkeit, denn auch die Gäste legen immer mehr Wert darauf. Jedoch muss diese unkompliziert finanziert werden und verschiedene Akteure müssen hier zusammenarbeiten und gemeinsam eine Lösung, beispielsweise durch technische Gästeerfassungssoftware, finden. Sind erstmal alle Beteiligten an Board und die Konzepte für die Finanzierung geklärt, steht der technischen Umsetzung und anschließend dem Betrieb nichts mehr im Wege!
Wie kann AVS helfen?
Fast 80% der befragten Destinationen nutzen eine technische Lösung, um den Gästebeitrag zu erfassen und abzurechnen. Diese Gastbeitragssysteme bieten neben der Abrechnung der Kurtaxe auch die Möglichkeit, einen Nachhaltigkeitsfond einzubeziehen. Dieser kann eine freiwillige, individuelle Spende oder eine Umlagefinanzierung mit festen Beiträgen sein.
Eine Spendenerfassung und Projektauswahl kann demnach im Card-System mithilfe einer Umlagekarte realisiert werden.
Die Befragung deutet sehr klar auf eine Lösung hin, in welcher die Besucher*innen durch eine erweiterte Gästekarte einen festen Beitrag pro Nacht und Gast bezahlen. Dies hat den großen Vorteil, dass es jährlich prognostizierbar ist und einfach und kostengünstig umgesetzt werden kann. Zur Höhe des Betrages sind sich die Teilnehmenden, sowohl der Studie wie auch des Online-Seminars, einig: Über 40% stimmen für einen Beitrag zwischen 0,50€ und 1,00€, welcher der Gast bereit ist pro Nacht für einen Nachhaltigkeitsfond zu entrichten.
Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, die verschiedenen Projekte in der digitalen Gästekarte aufzulisten und diese den Besucher*innen zu präsentieren. Das schafft auf der Basis der Gästekarte eine innovative touristische „Grüne Gästekarte". Es werden bewährte Mechanismen der Gastbeitragsabwicklung zu einem digitalen und analogen Reiseführer verbunden, der Gäste in einem nachhaltigen Urlaub, der mehr „Wert“ ist, begleitet.